DIE LIEBE IN DEN ZEITEN DES TRANSHUMANISMUS – Teil 1
Für viele Jugendliche von heute spielt der Sex laut Studien keine große Rolle mehr. Undenkbar in meiner Generation, für die Sex so wichtig war. Was passiert gerade?
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Zu meiner Zeit war Sex sehr wichtig. Nach der „Aufklärung“ in der Schule in der 8. und 9. Klasse konnte man es kaum mehr abwarten, die Theorie in die Praxis umzusetzen. Meine Freunde und ich haben Sex als positives Ereignis gesehen und unter dem Motto „Früh übt sich, wer ein Meister werden will“ begannen einige bereits zwischen 16 und 18 Jahren ihre ersten Erfahrungen zu sammeln. Auch die Generation Y, die im Zeitraum der frühen 1980er bis zu den späten 1990er Jahren geboren wurde, assoziiert lustvolle sexuelle Erfahrungen mit sexueller Kompetenz und bewertet sie positiv. Im „Jahrbuch Jugendforschung“ gingen 2002 Forscher und Wissenschaftler der Frage nach den Zusammenhängen zwischen dem Alter beim ersten Mal und der sexuellen Handlungsfähigkeit nach. Es zeigte sich, dass ein früher Einstieg in sexuelle Interaktionen nicht mit anderen als problematisch bewerteten sexuellen Verhaltensweisen und Einstellungen korrespondiert. Vielmehr zeigte sich, dass junge Erwachsene, die früh sexuell aktiv wurden, über ein höheres Ausmaß an sexueller Selbstbestimmung verfugen und ihre sexualitätsbezogenen Interessen eher verwirklichen können als diejenigen, die erst später sexuell aktiv wurden.
Sexuelle Aktivität nicht mehr „in“
In meiner Generation schützten wir uns mit Kondomen, einige griffen auf eine „unausgegorene“ Pille zurück. Jetzt, wo die Pille ausgereift ist, scheinbar kaum noch Probleme bereitet, scheint der Sex mit einem Partner aber kaum noch eine Rolle zu spielen. Während wir, Kinder von Eltern, die in den 1970er Jahren die sexuelle Befreiung feierten, uns also austobten, sind unsere Kinder, die sogenannten Post-Millennials oder auch Generation Z genannt, lieber enthaltsam. Laut Studien können 58 Prozent von ihnen sogar ganz auf Sex verzichten. Trägt etwa das Internet die Schuld am Desinteresse? Haben Jugendliche lieber virtuellen Kontakt statt echten? Laut der Psychologin Jean M. Twenge zeige das Internet seine Wirkung: Facebook, Twitter und Co. sollten zwar helfen, Kontakte zu knüpfen, wirken aber eher „desozialisierend“, so die Psychologin, deren Buch über die „Generation Me“ ein US-Bestseller war. Das Internet biete eine große Bandbreite an Gratis-Pornos, was das Verlangen nach Sex mit einem Partner zu mindern scheint.
Die Förderung der Befriedgung
Das Interesse an Sex mit einem Partner hat also scheinbar abgenommen. Aber das stellt heutzutage kein Problem dar, denn man kann sich schließlich auch mit sich selbst beschäftigen. Eine Anspielung hierzu findet man auch im Titel der US-Psychologin Twenge - „Generation Me“. Bestätigt wird das durch eine Meldung, auf die ich Ende September gestoßen bin. „Norwegens Arbeitsamt zahlt Sex-Spielzeug“ - eine Meldung auf einer der letzten Seiten der BILD-Zeitung. „Es ist für die Volksgesundheit außerordentlich wichtig, dass der Staat in ein gutes Sexualleben investiert. Die Leute sind dann glücklicher. Man kann so gegen Depressionen einschreiten. Wissenschaftliche Untersuchungen haben gezeigt, dass eine gute Sexualität das Leben verlängert und Krankheitsfälle minimiert. Ich freue mich sehr, dass dieses Angebot auch genutzt wird“, so äußert sich die Ärztin und Sexologin Esben Esther Pirelli Benestad im norwegischen, öffentlich-rechtlichen TV-Sender NRK. Seit 2015 können sich demnach Norweger beim Arzt Sex-Spielzeug verschreiben lassen. Finanziert wird der Service von „Norsk Arbejds- og Velferdsforvaltning“ (NAV), dem Arbeits- und Sozialamt des Landes. Wer keine Lust hat auf Sexspielzeug und für wen die Partnersuche zu anstrengend ist, muss aber auch nicht leer ausgehen: Denn eine Liebes-App hilft durch Algorithmen den idealen Partner zu finden.
Die christliche Love-App Valo gibt es bald schon in Europa
Interessant ist auch eine Pressemeldung, die ich im Oktober 2022 von Valo erhalten habe. Es handelt sich um eine christliche Dating-App, die Beziehungsprobleme lösen kann, und in Finnland schon von über 230.000 User benutzt wird. „Der Liebesalgorithmus von Valo schwimmt gegen den Strom und betont die individuelle Kompatibilität und stellt Profile vor, die den persönlichen Vorlieben des Nutzers entsprechen", sagt Kristiina Fekete von Valo. Dieser Algorithmus besteht aus drei Kategorien: Lebensziele, persönliche Werte, zu denen auch die Attribute des Christentums gehören, und persönliche Interessen. Mithilfe der maschinellen Optimierung errechnet der Algorithmus Wahrscheinlichkeiten für Interessensgebiete und trägt in die Profilreihenfolge die Personen ein, die eine ähnliche Vision oder persönliche Interessen angegeben haben. Valo expandiert derzeit rasch nach Europa und wird im Frühjahr 2023 in den USA eingeführt. "Die tiefen Gespräche über Werte, Hoffnungen, Glauben und Ängste sind extrem sensibel. Die maschinelle Optimierung kann uns die schwierigste Arbeit abnehmen und die wichtigsten Eigenschaften eines potenziellen Partners überprüfen, noch vor dem ersten Treffen“, so Fekete weiter. Klingt interessant für Menschen, die keine Lust mehr haben, auf analoge Partnersuche zu gehen. Zu meiner Zeit undenkbar, dass eine Maschine das für mich übernimmt, aber Dinge ändern sich ja bekanntlich, manchmal zum Guten, manchmal zum Schlechten hin.
Die beste Lösung: Sich selbst zu heiraten
Wenn man nicht fündig geworden ist auf der christlichen Dating-App, dennoch nicht auf eine langfristige und seriöse Beziehung verzichten möchte, für den gibt es auch eine Lösung: die Sologamie. Was 2011 zehn Frauen in Bilbao, Spanien, als ein lustiger, rebellischer Akt gegen die traditionelle Ehe initiierten als sie zusammen öffentlich ihre Selbstliebe bekundeten, um sich dann selbst zu heiraten, ist laut der englischen Rundfunkanstalt BBC weltweit bereits im Gange. Ein Thema, mit dem sich auch die Sendung Galileo TV des deutschen TV-Senders Pro Sieben beschäftigt. Demnach sind es meistens Frauen, die sich für eine Solo-Ehe entscheiden. Sie sehen es als einen Ausdruck von Selbstliebe. Der Trend aus den USA hat auch einige Anbieter von Solo-Hochzeiten hervorgebracht. So gibt es Online-Kurse, die speziell auf diesen Tag vorbereiten oder wie in Japan sogar ein All-Inclusive-Paket mit Make-Up, Foto-Session und auf Wunsch ein Model als Ersatz für den fehlenden Part – das kostet umgerechnet um die 2000 Euro. In Deutschland ist die Sologamie zwar erlaubt, aber weder rechtlich noch steuerlich anerkannt. Aber schaut man sich die neue Bewegung verschiedener Parteien wie beispielsweise die Grünen an, die scheinbar ein Interesse daran haben, die traditionelle Familie abzuschaffen, wird sich das sicherlich bald ändern und man bekommt steuerliche Vorteile eingeräumt, falls man beschließt, sich selbst zu heiraten.
Weitere Artikel über die Liebe, die Veränderung des Sexlebens in unserer Gesellschaft, die Abschaffung der Familie und die neue Bewegung der Geschlechterumwandlung bei Jugendlichen sind in Planung. Ihr könnt euch also über spannende Themen und eine baldige Fortsetzung freuen...